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Logistikmarktstudie - Logistikmarkt


Schweizer Logistikgesamtmarkt im Detail

Abschätzung des Logistikgesamtmarktes

Die Abschätzung des Gesamtvolumens erfolgt über drei unabhängige Wege, um so die Robustheit des Ergebnisses zu gewährleisten (s. Abbildung 1). 

Die Differenz zwischen den Ergebnissen dieser drei Wege kann als Bandbreite (Schätzfehler) interpretiert werden, innerhalb welcher sich das Logistikmarktvolumen der Schweiz bewegt. Gemittelt ergibt sich für 2021 ein Gesamtlogistikmarktvolumen von 41.2 Mrd. CHF. Dies entspricht einem Anstieg von 2.17% verglichen mit dem Vorjahreswert.


Abschätzung Logistikmarkt

Abbildung 1: Drei unabhängige Wege zu einer robusten Schätzung des Schweizer Logistikgesamtmarktes

Angebotsseitige Annäherung über die Gütertransportstatistik. 2021 stieg der Wert des Logistikgesamtmarktes auf 38.4 Mrd. CHF und damit um 4.12% gegenüber dem Vorjahr an.

Die Annäherung über den Arbeitsmarkt (Erwerbstätigenstatistik) liefert ein geschätztes Logistikgesamtmarktvolumen von 41.7 Mrd. CHF für das Jahr 2021 (-0.05% zum Vorjahr). Die Anzahl der Erwerbstätigen in der Logistik bleibt mit rund 185‘590 nahezu unverändert (185‘640). Der durchschnittliche Bruttoverdienst sank ebenfalls marginal auf 76‘767 CHF/Jahr.

Die nachfrageseitige Annäherung über die einzelnen Branchenumsätze liefert für das Basisjahr 2021 ein Marktvolumen von 43.3 Mrd. CHF. Dieser Wert liegt um 2.66% höher als im Jahr 2020.


Entwicklung des Logistikgesamtmarktes

Der Schweizer Logistikgesamtmarkt entwickelt sich mit einem wertbezogenen Marktvolumen von 41.2 Mrd. CHF positiv (s. Abbildung 2). Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Marktvolumen 2021 um 2.2%.
Der Anteil des wertbezogenen Logistikmarktvolumens gemessen am Bruttoinlandprodukt der Schweiz verzeichnet mit 5.90% eine marginale Abnahme im Vergleich zum vergangenen Jahr (5.96%). In den letzten 10 Jahren schwankte der Anteil zwischen 5.8% und 6.0%.

Positive Konjunkturdaten der Schweizer Anrainerstaaten – z.B. Deutschland mit einem BIP-Wachstum von 2,6% in 2021 – haben zu einer Zunahme der grenzüberschreitenden Transporte geführt. Das heimische BIP ist mit einem Zuwachs von 3.2% ebenfalls stark gestiegen. Ferner profitierten die export-orientierten Sektoren der Schweizer Wirtschaft auch 2021 noch, wenn auch zunehmend weniger, von einem starken Euro und beziehen mehr logistikbezogene Leistungen.

Logistikgesamtmarkt Entwicklung

Abbildung 2:Entwicklung des Logistikgesamtmarktes der Schweiz in Korrelation zum BIP, Schätzung für 2022 und Prognose für 2023

Für 2022 wird der erwartete Zuwachs auf dem Schweizer Logistikgesamtmarkt auf 2.0% taxiert, womit ein Volumen von 42.1 Mrd. CHF einhergeht. Zwar wurde das Niveau vor Covid-19 bereits 2021 wieder erreicht, besonders aber der Ukraine-Krieg und die zunehmende Inflation mit den damit verbundenen Reaktionen von Wirtschaft und Politik stellt nun das grösste Konjunkturrisiko dar und führt zu unabsehbaren Konsequenzen für die schweizerische, europäische sowie globale Wirtschaftslage in den kommenden Jahren. 

Für 2023 wird zurückhaltend auf die Wirtschaftsentwicklung geblickt. Erste Prognosen verschiedener Länder korrigieren das bisherige Wachstum nach unten. Wie auch 2022 machen sich der Ukraine-Krieg und die Inflation deutlich bemerkbar. Für das Schweizer BIP ist jüngst ein Zuwachs von 1.1% prognostiziert worden. Für den Logistikgesamtmarkt wird ein Wachstum von 1.5% und ein Gesamtmarktvolumen von 42.7 Mrd. CHF erwartet. Dies beinhaltet bereits die nach unten korrigierte Prognose des Staatsekretariats für Wirtschaft vom September 2022. Deutlich negativere Konjunkturdaten aus den Anrainerstaaten, z.B. aus Deutschland wo für 2023 eine Rezession (-0,7% ) erwartet wird, könnten die Aussichten weiter trüben.

Hinweis:

Die Zeitreihenanalyse der Jahre 2006-2021 (s. Abbildung 2) und die Konjunkturprognosen für die Schweiz des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erlauben die Anwendung einer einfachen Regressionsanalyse für die Abschätzung der Entwicklung des Logistikmarktvolumens 2022 und 2023.


Einfluss Inflation und Wechselkurs

Die hohe Inflation dämpft die Erwartungen für die Gesamtwirtschaft inklusive der Logistik und ist damit erstmals seit der Finanzkrise wieder dominantes Thema. Stand September 2022 liegt die Inflation auf ihrem höchsten Niveau seit Jahrzehnten (s. Abbildung 3). Ursächlich sind vor allem der Ukraine-Krieg und resultierende stark steigende Energiepreise. Die Schätzung des Logistikgesamtmarkts für 2022 und die Prognose für 2023 sind daher inflationsbereinigt zu betrachten. Dafür ziehen wir den Produzentenpreisindex für Dienstleistungen, genauer für Logistik Güterkraftverkehr, heran. Dieser Wert betrug zuletzt 2,7%, was dem inflationsbedingten Abschlagsfaktor für ebendiesen Markt in der Schweiz nach Aussage des Bundesamts für Statistik entspricht. Entscheidend ist jedoch, dass jedes Unternehmen in Abhängigkeit seines Teilmarkts und seines typischen Warenkorbs hochgradig individuell von der Inflation betroffen ist.

03_Inflationsrate

Abbildung 3: Inflationsrate Schweiz 2006-2022 (BFS)

Neben Energie sind Treibstoff, Verpackungsmaterialien und Personal gewichtige Bestandteile mit hohen Preissteigerungen im logistikspezifischen Warenkorb. Je nach Geschäftsmodell kann dieser jedoch auch unter Logistikdienstleistern unterschiedlich ausfallen. Beispielsweise sind Kühltransporte für die Lebensmittel- oder Chemie- und Pharmabranche deutlich energieintensiver als für industrielle Komponenten. Andere Geschäftsmodelle wiederum sind verpackungs- oder treibstoffintensiv etc. Eine exakte Berechnung des inflationsbereinigten Logistikgesamtmarkts erfolgt 2023, wenn die finale Berechnung des Gesamtmarkts 2022 stattfinden wird. Aktuell sind Effekte auf Jahressicht aufgrund von fehlenden Jahreswerten noch nicht abzuschätzen. 

Auch der aktuell besonders starke Franken wirkt sich negativ aus. Durch das Allzeit-Hoch des Franken werden für Verlader aus dem Euroraum Logistikdienstleistungen zu teuer (s. Abbildung 4).

Die im Euroraum stärkere Inflation vermindert momentan die Wirkungsstärke dieses Effekts auf die Schweiz, da so die Preise etwas angeglichen werden. Logistikdienstleister stehen vor der Entscheidung, ob sie im Import- und Exportgeschäft eine geringere Nachfrage akzeptieren können oder aus strategischen Überlegungen niedrigere Margen in Kauf nehmen.

04 EUR-CHF










Abbildung 4: Wechselkurs EUR/CHF 2006-2022 (SECO)
05 WertschöpfungAbbildung 5: Auswirkungen eines starken Frankens

Das Binnengeschäft bleibt von den Wechselkurseffekten unberührt. Viel grenzüberschreitendes Geschäft birgt also ein höheres Risiko. Die positive Wirkung der für Schweizer Unternehmen günstigeren Inputs aus dem Euroraum dürfte die negativen Effekte kaum überwiegen.

Gerade Logistikdienstleister können wenige Vorprodukte importieren, sodass potenziell niedrigere Kosten die sinkende Nachfrage wohl nicht ausgleichen können (s. Abbildung 5).

Inflation global und ein starker Franken national begünstigen eine Rezession. Entsprechende Erwartungen schlagen sich in der Prognose 2023 nieder. Wie stark betroffen Logistikdienstleiser sind, ist jedoch individuell abzuschätzen. Zum einen anhand eines für das Unternehmen spezifisch festgelegten Warenkorbs. Je nach Dienstleistungsportfolio kann dieser unterschiedlich ausfallen und daher unterschiedlich stark von der Inflation betroffen sein (z.B. kühlintensive Transporte, branchenspezifische Ausrichtung oder verpackungsintensive Dienstleistungen). Zum anderen anhand des individuellen Kundenportfolios. Verlader sind von der Inflation in Abhängigkeit ihrer Importquote und Energieintensität, von einer Rezession in Abhängigkeit der Zyklizität ihres Geschäfts stark unterschiedlich betroffen. Aufgrund der derivativen Nachfrage wirkt sich ein Portfolio aus konjunktursensitiven Verladern ebenso stark auf den Logistikdienstleister aus.

In der aktuellen Inflation ist insbesondere in der Chemieindustrie, im Maschinenbau sowie der Elektro- und Metallindustrie mit Schwierigkeiten zu rechnen. Dies wird getrieben durch die hohe Energieintensität und Importquote dieser Branchen. Langfristig wären bei einer möglichen Rezession, welche vor allem in den Anrainerstaaten der Schweiz wahrscheinlich ist, ebenfalls Chemie- und Industrieunternehmen (Maschinenbau, Elektro- und Metallindustrie) betroffen. Die stark zyklischen Geschäftsmodelle weisen im Gegensatz zum Detailhandel, der durch Verkauf von Dingen des täglichen Bedarfs krisenresistent ist, eine hohe Nachfrageelastizität auf. Etwas weniger stark ausgeprägt gilt dies auch für die Pharmaindustrie.


Entwicklung der Erwerbstätigen in der Logistik

Die Anzahl der Erwerbstätigen in der Logistik hat marginal um 0.03% abgenommen und liegt im Jahr 2021 bei rund 185‘590 Beschäftigten. Damit ist die Entwicklung wiederholt nahezu neutral. Diese Entwicklung ist im Einklang mit der Entwicklung der Erwerbstätigen in der Schweiz insgesamt (s. Abbildung 7). Grundsätzlich handelt es sich bei der Nachfrage nach Logistikleistungen um eine derivative, d.h. abgeleitete Nachfrage. Bei sinkender Anzahl der gesamten Erwerbstätigen in der Schweiz ist auch ein Abstieg der Erwerbstätigen in der Logistik zu erwarten. Dieser positive Zusammenhang zwischen der Anzahl der Mitarbeitenden in der Logistik und der BIP-Entwicklung schwächt sich zusehends durch Produktivitäts-steigerungen sowie eine erhöhte Substitution von Mitarbeitenden durch Maschinen im Zuge einer fortschreitenden Automatisierung ab.

Erwerbstätige 2020

Abbildung 3: Entwicklung der Erwerbstätigen in der Logistik der Schweiz in Korrelation zu den gesamten Erwerbstätigen in der Schweiz

Trotz eines signifikanten Anstiegs des Logistikmarktes um 2.2% im Vergleich zu 2020, blieb die Anzahl der Erwerbstätigkeiten sehr stabil – grossflächige Neueinstellungen waren im zweiten Jahr der COVID-19 Krise ergo nicht zu verzeichnen.



Top 100 Logistikdienstleister der Schweiz

Tabelle 1: Top 100 Logistikdienstleister im schweizerischen Logistikmarkt (Umsatz- und Mitarbeiterwerte im Jahr 2020)

TOP20 

Ranking nach Umsatz und Mitarbeitenden

Die Top 100-Liste verschafft einen Überblick über die grössten Logistikdienstleister der Schweiz. Die untersuchten Logistikunternehmen werden anhand eines Umsatz-Rankings sowie der Anzahl der Mitarbeitenden dargestellt. Weiterhin wird eine Unterscheidung zwischen schweizweiten und internationalen Daten vorgenommen, um so die grössten schweizerischen Logistikunternehmen zu ermitteln.

Folgende Aspekte sollten bei der Interpretation berücksichtigt werden:

  • Segmentspezifische (z.B. KEP-Dienste, Stückgutlogistik) Umsatzbeträge werden nicht ausgewiesen, da die Zahlen nicht zugänglich sind (weder über Geschäftsberichte noch über Umfragen).
  • Herausforderungen der Identifikation logistikfremder Umsatzbestandteile. Dadurch können nicht direkt mit Logistikleistungen in Verbindung stehende Umsätze enthalten sein. Dies umfasst z.B.:
    • Für den Kunden entrichtete und später wieder in Rechnung gestellte Zölle. Diese vergrössern lediglich das Umsatzvolumen, ohne tatsächlich die Geschäftstätigkeit zu beeinflussen.
    • Umsätze, welche auf Handelsaktivitäten basieren, wie dies beispielsweise bei den Lagerhäusern Centralschweiz der Fall ist.
    • Einheitliche Berücksichtigung der Mehrwertsteuer in den Umsätzen.
  • Eventuell auftretende Mehrfachzählungen von Umsätzen (wegen zahlreicher Verflechtungen). Dieser Fall tritt dann ein, wenn Leistungen nicht für einen Verlader, sondern für andere Logistikdienstleister erbracht werden.

Das Ergebnis des Rankings der Top 100 Logistikdienstleister nach schweizerischen Umsätzen ist in Tabelle 1 aufgeführt.
Die Unterschiede an der Spitze sind deutlich zu erkennen. Lediglich Logistik Services von der Schweizerischen Post generieren in der Schweiz Umsätze in Milliardenhöhe.
Ähnlich verhält es sich mit den Mitarbeiterzahlen in der Schweiz. Bei der Mehrheit der Unternehmen sind zwei- bis dreistellige Beschäftigungszahlen vermerkt. Nur wenige grosse Akteure haben über 1000 Mitarbeitende. Die Gesamtbetrachtung der Top 100 zeigt, dass rund 30% der Unternehmen 100 oder weniger Mitarbeitende beschäftigen.

ABC-Analyse der Top 100 Logistikdienstleister SchweizAbbildung 4: ABC-Analyse der Top 100 Logistikdienstleister Schweiz

Mithilfe einer ABC-Analyse lässt sich die Verteilung des Logistikmarktvolumens auf die Top 100 Logistikdienstleister der Schweiz verdeutlichen (Abbildung 4). Es wird ersichtlich, dass die zehn grössten Unternehmen einen Umsatz von circa 9.5 Mrd. CHF generieren. Somit werden 57% des Gesamtumsatzes auf dem Schweizer Logistikmarkt von den zehn grössten Unternehmen erbracht (Bereich A). Die oberen 30 Logistikdienstleister der Top 100 Unternehmen machen rund 77% des Gesamtumsatzes aus (Bereiche A+B). Die verbleibenden 70 Logistikunternehmen erwirtschaften nur 23% des kumulierten Umsatzes der Top 100 Logistikdienstleister (Bereich C). Aus dieser Analyse wird ersichtlich, dass einige wenige Logistikunternehmen den Markt in der Schweiz dominieren.

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