Für 2022 wird der erwartete Zuwachs auf dem Schweizer Logistikgesamtmarkt auf 2.0% taxiert, womit ein Volumen von 42.1 Mrd. CHF einhergeht. Zwar wurde das Niveau vor Covid-19 bereits 2021 wieder erreicht, besonders aber der Ukraine-Krieg und die zunehmende Inflation mit den damit verbundenen Reaktionen von Wirtschaft und Politik stellt nun das grösste Konjunkturrisiko dar und führt zu unabsehbaren Konsequenzen für die schweizerische, europäische sowie globale Wirtschaftslage in den kommenden Jahren.
Für 2023 wird zurückhaltend auf die Wirtschaftsentwicklung geblickt. Erste Prognosen verschiedener Länder korrigieren das bisherige Wachstum nach unten. Wie auch 2022 machen sich der Ukraine-Krieg und die Inflation deutlich bemerkbar. Für das Schweizer BIP ist jüngst ein Zuwachs von 1.1% prognostiziert worden. Für den Logistikgesamtmarkt wird ein Wachstum von 1.5% und ein Gesamtmarktvolumen von 42.7 Mrd. CHF erwartet. Dies beinhaltet bereits die nach unten korrigierte Prognose des Staatsekretariats für Wirtschaft vom September 2022. Deutlich negativere Konjunkturdaten aus den Anrainerstaaten, z.B. aus Deutschland wo für 2023 eine Rezession (-0,7% ) erwartet wird, könnten die Aussichten weiter trüben.
Hinweis:
Die Zeitreihenanalyse der Jahre 2006-2021 (s. Abbildung 2) und die Konjunkturprognosen für die Schweiz des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erlauben die Anwendung einer einfachen Regressionsanalyse für die Abschätzung der Entwicklung des Logistikmarktvolumens 2022 und 2023.
Die hohe Inflation dämpft die Erwartungen für die Gesamtwirtschaft inklusive der Logistik und ist damit erstmals seit der Finanzkrise wieder dominantes Thema. Stand September 2022 liegt die Inflation auf ihrem höchsten Niveau seit Jahrzehnten (s. Abbildung 3). Ursächlich sind vor allem der Ukraine-Krieg und resultierende stark steigende Energiepreise. Die Schätzung des Logistikgesamtmarkts für 2022 und die Prognose für 2023 sind daher inflationsbereinigt zu betrachten. Dafür ziehen wir den Produzentenpreisindex für Dienstleistungen, genauer für Logistik Güterkraftverkehr, heran. Dieser Wert betrug zuletzt 2,7%, was dem inflationsbedingten Abschlagsfaktor für ebendiesen Markt in der Schweiz nach Aussage des Bundesamts für Statistik entspricht. Entscheidend ist jedoch, dass jedes Unternehmen in Abhängigkeit seines Teilmarkts und seines typischen Warenkorbs hochgradig individuell von der Inflation betroffen ist.
Inflation global und ein starker Franken national begünstigen eine Rezession. Entsprechende Erwartungen schlagen sich in der Prognose 2023 nieder. Wie stark betroffen Logistikdienstleiser sind, ist jedoch individuell abzuschätzen. Zum einen anhand eines für das Unternehmen spezifisch festgelegten Warenkorbs. Je nach Dienstleistungsportfolio kann dieser unterschiedlich ausfallen und daher unterschiedlich stark von der Inflation betroffen sein (z.B. kühlintensive Transporte, branchenspezifische Ausrichtung oder verpackungsintensive Dienstleistungen). Zum anderen anhand des individuellen Kundenportfolios. Verlader sind von der Inflation in Abhängigkeit ihrer Importquote und Energieintensität, von einer Rezession in Abhängigkeit der Zyklizität ihres Geschäfts stark unterschiedlich betroffen. Aufgrund der derivativen Nachfrage wirkt sich ein Portfolio aus konjunktursensitiven Verladern ebenso stark auf den Logistikdienstleister aus.
In der aktuellen Inflation ist insbesondere in der Chemieindustrie, im Maschinenbau sowie der Elektro- und Metallindustrie mit Schwierigkeiten zu rechnen. Dies wird getrieben durch die hohe Energieintensität und Importquote dieser Branchen. Langfristig wären bei einer möglichen Rezession, welche vor allem in den Anrainerstaaten der Schweiz wahrscheinlich ist, ebenfalls Chemie- und Industrieunternehmen (Maschinenbau, Elektro- und Metallindustrie) betroffen. Die stark zyklischen Geschäftsmodelle weisen im Gegensatz zum Detailhandel, der durch Verkauf von Dingen des täglichen Bedarfs krisenresistent ist, eine hohe Nachfrageelastizität auf. Etwas weniger stark ausgeprägt gilt dies auch für die Pharmaindustrie.
Trotz eines signifikanten Anstiegs des Logistikmarktes um 2.2% im Vergleich zu 2020, blieb die Anzahl der Erwerbstätigkeiten sehr stabil – grossflächige Neueinstellungen waren im zweiten Jahr der COVID-19 Krise ergo nicht zu verzeichnen.
Tabelle 1: Top 100 Logistikdienstleister im schweizerischen Logistikmarkt (Umsatz- und Mitarbeiterwerte im Jahr 2020)
Ranking nach Umsatz und Mitarbeitenden
Die Top 100-Liste verschafft einen Überblick über die grössten Logistikdienstleister der Schweiz. Die untersuchten Logistikunternehmen werden anhand eines Umsatz-Rankings sowie der Anzahl der Mitarbeitenden dargestellt. Weiterhin wird eine Unterscheidung zwischen schweizweiten und internationalen Daten vorgenommen, um so die grössten schweizerischen Logistikunternehmen zu ermitteln.
Folgende Aspekte sollten bei der Interpretation berücksichtigt werden:
- Segmentspezifische (z.B. KEP-Dienste, Stückgutlogistik) Umsatzbeträge werden nicht ausgewiesen, da die Zahlen nicht zugänglich sind (weder über Geschäftsberichte noch über Umfragen).
- Herausforderungen der Identifikation logistikfremder Umsatzbestandteile. Dadurch können nicht direkt mit Logistikleistungen in Verbindung stehende Umsätze enthalten sein. Dies umfasst z.B.:
- Für den Kunden entrichtete und später wieder in Rechnung gestellte Zölle. Diese vergrössern lediglich das Umsatzvolumen, ohne tatsächlich die Geschäftstätigkeit zu beeinflussen.
- Umsätze, welche auf Handelsaktivitäten basieren, wie dies beispielsweise bei den Lagerhäusern Centralschweiz der Fall ist.
- Einheitliche Berücksichtigung der Mehrwertsteuer in den Umsätzen.
- Eventuell auftretende Mehrfachzählungen von Umsätzen (wegen zahlreicher Verflechtungen). Dieser Fall tritt dann ein, wenn Leistungen nicht für einen Verlader, sondern für andere Logistikdienstleister erbracht werden.
Das Ergebnis des Rankings der Top 100 Logistikdienstleister nach schweizerischen Umsätzen ist in Tabelle 1 aufgeführt.
Die Unterschiede an der Spitze sind deutlich zu erkennen. Lediglich Logistik Services von der Schweizerischen Post generieren in der Schweiz Umsätze in Milliardenhöhe.
Ähnlich verhält es sich mit den Mitarbeiterzahlen in der Schweiz. Bei der Mehrheit der Unternehmen sind zwei- bis dreistellige Beschäftigungszahlen vermerkt. Nur wenige grosse Akteure haben über 1000 Mitarbeitende. Die Gesamtbetrachtung der Top 100 zeigt, dass rund 30% der Unternehmen 100 oder weniger Mitarbeitende beschäftigen.